Elegante Silberschale aus der renommierten Brüsseler Manufaktur Wolfers Frères
Diese feine Silberschale zeigt beidseitig ziselierte Perlgriffe, die der klaren Form einen dezent dekorativen Akzent verleihen. Gefertigt aus massivem Silber, überzeugt das Stück durch seine ausgewogene Proportion und die charakteristische Präzision der Manufaktur Wolfers Frères, einer der bedeutendsten Silberschmieden Belgiens.
Das reduzierte, zeitlos elegante Design verweist auf die späte Art-Déco-Periode der 1930er Jahre, in der die Werkstätten Wolfers eine klare, funktionale Formensprache entwickelten. Die Kombination aus glatter, polierter Fläche und dem streng rhythmischen Perlrand zeigt die hohe gestalterische Sensibilität, mit der das Haus traditionelle Motive in die Moderne überführte.
Die Feingehaltsmarke A800, die in Belgien erst ab 1942 offiziell standardisiert wurde, findet sich bei Wolfers Frères bereits in den 1930er Jahren vereinzelt. Sie diente als interne Qualitätskennzeichnung und wurde häufig bei Exportstücken verwendet. Dadurch lässt sich die Entstehung dieser Schale plausibel in die späten 1930er Jahre einordnen. Die Kombination aus dem Keilerkopf als amtlichem Silberzeichen und dem W für Wolfers belegt eindeutig die Herkunft aus der Brüsseler Werkstatt.
Dieses Stück steht exemplarisch für die zurückhaltende Eleganz der belgischen Silberkunst zwischen Jugendstil und Moderne und dokumentiert eindrucksvoll das handwerkliche und ästhetische Niveau von Wolfers Frères in der Zwischenkriegszeit.
Über die Manufaktur: Wolfers Frères
Die traditionsreiche Gold- und Silberschmiede Wolfers Frères wurde 1812 vom aus dem deutschen Linden stammenden Goldschmied Louis Wolfers in Brüssel gegründet. Aus dem kleinen Atelier entwickelte sich rasch eine der führenden belgischen Manufakturen für Silberwaren, Bestecke und Schmuck. Das charakteristische „W“ unter dem Keilerkopf, seit 1852 als offizielles Meisterzeichen geführt, wurde zum unverwechselbaren Markenzeichen der Firma.
Unter Philippe Wolfers (1858–1929) erreichte das Haus um 1900 seinen künstlerischen Höhepunkt. Philippe, Sohn des Firmengründers, zählt zu den herausragenden Gestaltern des belgischen Art Nouveau. Seine Entwürfe verbinden plastische Naturformen mit symbolistischer Ausdruckskraft und brachten ihm internationale Anerkennung. Seine Schmuck- und Silberarbeiten gelten heute als Schlüsselwerke des belgischen Jugendstils.
Nach Philippes Tod führten seine Nachkommen die Werkstätten erfolgreich weiter. In den 1930er Jahren prägte Wolfers Frères maßgeblich den belgischen Art Déco, bevor die Firma nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend industriell arbeitete. Ende der 1960er Jahre endete die Geschichte des Hauses als Familienunternehmen; die Markenrechte gingen an größere Konzerne über.
Das von Victor Horta gestaltete Juweliergeschäft Wolfers Frères in der Rue d’Arenberg in Brüssel ist heute im Königlichen Museum für Kunst und Geschichte originalgetreu wiederaufgebaut. Ein großer Teil des Familienarchivs sowie die berühmte Wolfers & Petrucci Sammlung mit Meisterwerken von Philippe Wolfers sind dort dauerhaft ausgestellt – ein beeindruckendes Zeugnis belgischer Schmuck- und Silberkunst von internationalem Rang.