Versilberter Briefhalter mit floralem Jugendstil-Dekor. Die plastisch ausgearbeitete Front zeigt drei große Blüten mit feinen, naturalistisch modellierten Blättern und Ranken, die sich zu einem harmonischen Ornament verweben. Die Komposition ruht auf einer flach ovalen Basis, deren geschwungene Linien den organischen Formen folgen.
Das Stück entstand um 1900, in der Blütezeit des europäischen Jugendstils. Charakteristisch sind die fließenden Linien und die organischen Formen, inspiriert von Pflanzen und Blüten. WMF verband bei solchen Entwürfen dekorative Wirkung und technische Präzision, wodurch Gebrauchsgegenstände eine künstlerische Qualität erhielten.
Punzen und Material
Punziert ist der Briefhalter mit WMFB, as, I/O.
Die Punze "WMFB" steht für die WMF Britannia Metallwarenfabrik, die englische Exportmarke der Württembergischen Metallwarenfabrik. Diese Kennzeichnung wurde vor allem zwischen etwa 1890 und 1914 verwendet.
Das Kürzel "I/O" bedeutet „einfach aufgetragen“ und verweist auf eine Standard-Versilberung des Objekts. Die Bezeichnung "as" ist ein interner WMF-Fertigungs- und Modellcode für die jeweilige Ausführungsvariante.
Das Trägermaterial besteht in der Regel aus Britannia-Metall (Zinn-Antimon-Kupfer-Legierung) oder Alpacca (Kupfer-Nickel-Zink-Legierung), den bei WMF um 1900 üblichen Basismetallen für galvanisch versilberte Objekte.
Über die Manufaktur: WMF
Die Geschichte der Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) beginnt im Jahr 1880 nach dem Zusammenschluss zweier württembergischer Fabriken, dem Werk von Daniel Straub (Straub & Sohn) in Geislingen an der Steige und dem von Alfred Ritter (A. Ritter & Co.) in Esslingen, das 1881 in die Gießerei Geislingen eingegliedert wurde.
WMF entwickelte sich rasch zu einem der führenden Hersteller von Metall- und Silberwaren Europas. Um 1900 war WMF ein Synonym für hochwertige versilberte Kunst- und Gebrauchsobjekte, die sowohl auf dem deutschen als auch auf dem internationalen Markt geschätzt wurden.
In der Jugendstilzeit setzte WMF Maßstäbe durch innovative Gestaltung, den Einsatz moderner Galvanotechnik und die Zusammenarbeit mit Künstlern und Designern. Die Marke „WMFB“ kennzeichnete speziell für den englischen Markt bestimmte Exportwaren.
Die versilberten WMF-Produkte im Jugendstil, die um 1900-1910 hergestellt wurden, sind musterhaft für das Kunsthandwerk dieser Zeit und erfreuen sich bei Antiquitätensammlern großer Beliebtheit.
Kunsthandel Art Flagey – Silberobjekte, Jugendstil & Kunsthandwerk um 1900.