Post-impressionistisches Gemälde "Bou-Saâda" des belgischen Malers Jehan Frison.
Jean Frison's Malerei zeigt eine starke Vorliebe für orientalische Szenen. Hier eine farbenfreudige, vom Süden Algeriens inspirierte Arbeit aus dem Jahre 1926.
Das Gemälde zeigt eine enge Gasse in der algerischen Stadt Bou-Saâda, dargestellt mit kräftigem Pinselstrich in warmen Erdfarben. Im Zentrum verläuft ein schmaler Weg, der in einen dunklen Torbogen mündet. Dahinter öffnet sich der Blick in ein helleres Areal mit Figuren im Gegenlicht – vermutlich Einheimische in traditioneller Kleidung. Links schreitet eine in Weiß gekleidete Gestalt langsam entlang der Hauswand. Rechts stehen zwei Frauen, eine davon in einem leuchtend roten Gewand, das einen kraftvollen farblichen Akzent im Bild setzt. Die Gebäude wirken roh, fast skizzenhaft, mit einer reichen Palette aus Ocker, Braun, Terrakotta und vereinzeltem Blau im Himmel. Die Farbpalette ist warm und strahlend, typisch für Frisons Post‑Impressionismus mit orientalistischem Einschlag. Die Pinselstriche sind sichtbar und dynamisch, was dem Bild Lebendigkeit und Tiefe verleiht. Frisons impressionistisch-expressionistische Technik vermittelt Bewegung, Hitze und Atmosphäre der nordafrikanischen Szenerie.
Der Gemälderahmen ist ein klassischer, aufwendig verzierter Stuckrahmen in Goldoptik, der typisch für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist. Die floralen Ornamente und das profilierte Design verleihen dem Gemälde einen musealen Charakter und unterstreichen seinen historischen Wert. Durch den Kontrast zur rauen, erdigen Malweise Frisons entsteht ein reizvoller Dialog zwischen Werk und Präsentation: der Rahmen bringt die Farbtiefe des Bildes zum Leuchten, ohne es zu überstrahlen.
Über den Künstler:
Jehan Frison (1882 - 1961) - Maler zwischen belgischer Moderne und nordafrikanischer Inspiration
Jehan Frison wurde 1882 in Brüssel geboren und zählt zu den faszinierenden Persönlichkeiten der belgischen Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Sein Werk vereint Elemente des Symbolismus, Postimpressionismus und frühen Expressionismus, getragen von einer sensiblen Beobachtung des Menschen und seiner Umgebung.
Frison studierte an der Académie royale des Beaux-Arts de Bruxelles von 1896 - 1902 unter Auguste Oleffe.und entwickelte einen unverwechselbaren Stil, der Licht, Atmosphäre und emotionale Tiefe miteinander verbindet.
Neben Szenen aus dem belgischen Alltagsleben widmete er sich besonders intensiv der Landschaftsmalerei – beeinflusst durch zahlreiche Reisen nach Nordafrika, insbesondere nach Algerien und Marokko. Dort fand er neue Ausdrucksformen für Licht, Farbe und Komposition. Die dortigen Eindrücke – Wüstenlandschaften, orientalische Architektur und das intensive Licht – prägten viele seiner Werke tiefgreifend.
Frison war ein aktives Mitglied der belgischen Kunstszene und stellte regelmäßig in Brüssel und anderen Städten aus. Sein Rückzugsort in Linkebeek, wo er bis zu seinem Tod 1961 lebte, wurde zum Zentrum seines künstlerischen Schaffens.
Heute erlebt das Werk Jehan Frisons eine neue Wertschätzung. Seine Malerei verbindet belgische Maltradition mit einer kosmopolitischen Offenheit – ein künstlerisches Zeugnis von Begegnung, Bewegung und Stille.
Museen: Charlier Museum in Sint-Joost-ten-Node, Museum von Ixelles/Brüssel, Königliches Museum der Schönen Künste in Brüssel.