Orientalistisches Landschaftsgemälde "Alger 1884" des französischen Malers Pierre Billet.
Pierre Billets stimmungsvolles Landschaftsgemälde zeigt ein abgelegenes Haus an der Küste Algeriens, umgeben von Bäumen und Sträuchern. Durch den diffusen Himmel ergibt sich ein Hauch von Morgennebelstimmung. Billets Farbpalette ist zurückhaltend: graublauer Himmel, natürliche Erdtöne und gedämpftes Grün. Die Architektur des Gebäudes wirkt schlicht und ruhig – eine leise, fast melancholische Darstellung einer kolonial-algerischen Landschaft.
Im Vordergrund auf dem Hügel sitzt ein Mann in weißem arabischem Burnous, als visuelles Gegengewicht zur Architektur. Er verleiht dem Bild Tiefenstaffelung. Die helle Kleidung hebt ihn subtil vom erdigen Umfeld ab. Er ist nicht Mittelpunkt, wirkt eher als stiller Zeuge der Landschaftsstimmung. Seine ruhige Präsenz gibt dem Bild eine narrative Spannung.
Die Figur balanciert das Gemälde nicht nur visuell, sondern betont zugleich den kulturellen Kontext der Szene: Algerien 1884 und die orientalische Provenienz des Werkes. Figuren in Burnous etablieren Billets Bezug zur orientalischen Maltradition des späten 19. Jhs, ähnlich wie bei Guillaumet oder Boulanger, die vergleichbare Figuren aus Algerien dargestellt haben.
Billets Gemälde fügt sich harmonisch in sein Œuvre der 1880er Jahre ein. Es ist charakteristisch für orientalistische Werke der Zeit und verleihen Billets „Alger 1884" besondere authentische Tiefe.
Über den Künstler:
Pierre Célestin Billet (1836 - 1922)
Pierre Célestin Billet war ein französischer Maler und Kupferstecher. Sohn eines Industriellen in Nordfrankreich, verließ er das Familienunternehmen, um in Paris an der Académie de Paris bei Émile und Jules Breton zu studieren, deren naturhaften Stil er übernahm.
Seit seinem Debüt im Pariser Salon 1868 etablierte sich Billet mit bemerkenswerten Genre-Szenen des ländlichen Lebens und maritimen Alltag; erkannte Auszeichnungen erhielt er 1873 (2. Klasse) und 1874 (3. Klasse). Seine frühen Werke – gemalte Köchin-, Fischerszenen und Feldarbeiten – zeigten deutlich den Realismus seiner Lehrer .
Ab circa 1900 öffnete sich Billet stilistisch zum Post‑Impressionismus – weniger akademisch, großzügiger, experimenteller in Licht, Farbauftrag und Atmosphäre. Dieser Wandel zeigt Billets beständige künstlerische Entwicklung hin zu größerer Ausdruckskraft .
Billet war tief in die französische Kunstszene eingebunden: er lehrte u. a. seine Tochter Aline Guérin‑Billet und Künstler wie Georges Maroniez und Maurice Lévis. Er pflegte enge Beziehungen zum Umfeld von Jules Breton, der Künstlergruppe „École de Wissant“ und Paare wie Demont-Breton und Duhem .
Mehrere Werke Billets befinden sich heute in angesehenen Sammlungen: im Musée de la Chartreuse (Douai), im Palais des Beaux-Arts (Lille), im Musée du Touquet-Paris-Plage sowie in Glasgow und der Eremitage in Sankt Petersburg . Auch in Bordeaux und Paris ist er vertreten.